Junimotiv des historischen Kalenders

Bild: Elisabeth Schmitt

1. Fronleichnam
(Sollemnitas Corporis et Sanguinis Christi: Fest des heiligsten Leibes und Blutes Christi)
Fronleichnam ist seit 1264 ein Hochfest im Kirchenjahr der katholischen Kirche, mit dem die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie gefeiert wird. Der Begriff kommt vom Mittelhochdeutschen vrône lîcham: des Herren Leib. Fronleichnam ist jeweils am zweiten Donnerstag nach Pfingsten. An eine heilige Messe schließt sich in der Regel die Prozession an, bei der die Gläubigen die vom Priester getragene Monstranz mit dem Allerheiligsten in einem Festzug unter Gebet und Gesang durch die Straßen begleiten. Die Monstranz wird von einem „Himmel“ genannten Stoffbaldachin beschirmt. An bis zu vier Außenaltären werden jeweils ein Abschnitt aus dem Evangelium und Fürbitten gesprochen sowie der sakramentale Segen in alle Himmelsrichtungen gesprochen. Die Prozession schließt in der Kirche mit dem „Tantum ergo“ und dem „Te deum“.

2. Fronleichnam in Landsweiler
Von der Kirche startete die Prozession durch die Falscheiderstraße zur Hauptstraße (Heusweiler Straße). Bei Getzenreiersch stand der erste Außenaltar (heute: Anwesen Engelbert Scherer, Heusweiler Straße Nr. 65a). Von hier aus bewegte sich die Prozession auf der Hauptstraße in Richtung Lebach und bog in die Burrgass (Eisenbahnstraße) ein. Vor der Schreinerei Raber stand der zweite Außenaltar.
Über die Mill, am Sägewerk vorbei, ging es dann zum dritten Altar. Dieser befand sich vor dem Hause Neu (Nei Jäb) in der Hauptstraße (Heusweiler Straße Nr. 22; dieses Haus unterhalb von Haus Serf/Schopphoff wurde letztes Jahr abgerissen.).
Durch die Hauptstraße ging es zurück zur Kirche, wo sich an der Stelle des heutigen Stollens der vierte Außenaltar befand. Dieser wurde traditionell von der Volksschule gestaltet.
Der Weg der Prozession war besäumt von weißen Pfählen, die am oberen Ende mit Fichtenzweigen und Kirchenfähnchen aus Papier (meist gelb-weiß, rot-weiß und blau-weiß) von den Anwohnern geschmückt waren. Außerdem bauten die Anwohner in den Fensternischen kleine Altärchen auf. Diese Pfähle und Altärchen sind auf dem Bild sehr gut zu erkennen. Außerdem waren an den Fronten der Häuser Eisenrohre ins Mauerwerk eingelassen, in die große Fahnen gesteckt wurden.
Die Außenaltäre wurden von den jeweiligen Bewohnern und der ganzen Nachbarschaft geschmückt. Ein kunstvoller Teppich aus verschiedenen Blüten und/oder aus farbigem Sägemehl führte zu den Stufen zum Altar. Links und rechts waren Birken und Fahnen aufgestellt.

3. Ort der Aufnahme
Die Prozession befand sich auf der Hauptstraße, die zu diesem Zeitpunkt als einzige gepflastert war. Die Gehrichtung war in Richtung Lebach, wie die Sonnenstrahlrichtung (aus Süd-West) bzw. Schattenwinkel erkennen lassen.
In Landsweiler gab es zu diesem Zeitpunkt nur zwei Häuserpartien, die so nah an der Straße lagen. Das waren erstens die Häuser ab der Ecke Falscheiderstraße/Heusweiler Straße Ewen (Nr. 64), Hunsicker (später, Nr. 62) und „Bauen“ (Nr. 60, Bauen Schmittchen und Bauen Lorenz).
Zweitens das Haus König (Nahlschmitts, Heusweiler Str. Nr. 38 und 40, schräg gegenüber vom Gasthaus Schweizer; wurde vor einigen Jahren abgerissen.). Diese Möglichkeit entfällt, weil die Prozession dieses Haus in umgekehrter Richtung passierte (zwischen Altar 3 und 4). Außerdem passt die Umgebung nicht.
Im Hintergrund des Bildes ist der Abzweig zur Falscheiderstraße zu erkennen und ein Lattenzaun, der zum Haus Sinnwell (Heusweiler Str. Nr. 66) gehörte.

4. Zeitpunkt der Aufnahme
Frl. Brücker war vom 01.09.1947 bis zum Ende des Schuljahres 1952 Lehrerin in Landsweiler. Die beiden Mädchen vorne rechts (Nr. 1 und 2, Scholastika Knobe/Schirra und und Adele Schorr) sind in ihren Kommunionkleidern mit weißer Haarschleife zu sehen. Im Vordergrund kann man Edeltrud Naumann/Merten (Nr. 24) mit ihrer weißen Haarschleife ebenfalls als Kommunionkind identifizieren. Üblicherweise nahmen die Erstkommunikanten in ihren Kommunionkleidern an der Fronleichnamsprozession des betreffenden Jahres teil. Edeltrud Naumann ist im September 1938 und Scholastika Knobe im Mai 1939 geboren. Somit ging der Jahrgang 1938/39 in diesem Jahr zur Erstkommunion. Daraus folgt, dass diese Aufnahme mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Jahr 1948 stammt (27. Mai).
Die Prozession muss nachmittags stattgefunden haben, wie der Sonneneinfallswinkel verrät. Dieser wird an dieser Stelle gegen 15.00 Uhr MEZ (16.00 Uhr MESZ) erreicht.

5. Prozessionsteilnehmer

1) Scholastika Knobe/Schirra
2) Adele Schmitt/Serf
3) Christel Müller/Müller
4) Elisabeth Thewes/Schmitt
5) Renate Hoffmann
6) Amanda Reinhardt/Hassel
7) Waltraud Jenal/Schmitt
8) Hannelore Engel
9) Gertrud Schorr
10) Helga Geidt/Michel
11) Christa Sinnwell/Müller
12) Lotte Knobe/Schaan
13) Katharina Krämer/Heimes
14) Hiltrud Löw/Bläs
15) Frl. Brücker, Lehrerin
16) Ingelore Schmidt
17) Waltraud Brost/Meisenzahl
18) Theresia Schmitt
19) Alois Weber, Ortsvorsteher von 1960 - 1964
20) Helene Knobe/Geidt
21) Inge Hassel/Reinhardt
22) Mechthilde Theis oder Deyhs/Steffen
23) Maria Schug
24) Edeltrud Naumann/Merten

Die Aufnahme sowie die Namensliste wurde von Elisabeth Schmitt zur Verfügung gestellt, während Allé Biesel die Hintergrundinformationen beigetragen hat. Dafür sei beiden herzlich gedankt.

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