Kalenderblatt Oktober 2020

Fotos: Sammlung Axel und Maria Weber (links) und Karsten Jungmann (rechts)

Die Kreuzigungsgruppe wurde am 30. August 1955 feierlich eingeweiht. Unser Kalenderblatt zeigt neben Pastor Hoffmann und dem Künstler Ernst Brauner die Männer und Jugendlichen, die bei der Installation der Kreuzigungsgruppe geholfen hatten.

 

ganz oben: Ernst Brauner

hintere Reihe: Gerhard Jenal, Peter Engel, Hermann Josef Schmitt

mittlere Reihe: (v.l.) Pastor Adolf Hoffmann, Edmund Bauer (Millersch), Josef Schug, unbekannt, Willi Kastner, unbekannt, Josef Bauer (Kròwen), Georg Ruf, Otto Schmitt

sitzend: Aloisius Bastuck, Georg Jenal

 

Ernst Brauner

Eine ausführliche Beschreibung des Werkes von Ernst Brauner finden Sie unter http://www.lebach-landsweiler.de/index.php/neues-archiv/225-ernst-brauner-seine-werke-leben-weiter von Jakob Lattwein.

Die Kreuzigungsgruppe in unserer Pfarrkirche wurde von Ernst Brauner ausgeführt. Außerdem stammt von ihm die Eisenplastik an der Südfront unserer Grundschule. Auch einige Wegekreuze in und um Landsweiler hat er gestaltet.

Eine Auswahl:

- Königskreuz (Ecke Falscheider Str./Zum Hangenberg)

- Kreuz vor der Bäckerei Bost

- Neues Bergmannkreuz bei der Schutzhütte an der B 268 zwischen Ortsausgang und Spitzeich (links)

- Gärdiskreuz (auf der Kipp)

 

Politische Lage im Saarland 1955

Um die Ereignisse während der Einweihung der Kreuzigungsgruppe in Landsweiler zu verstehen, müssen wir die politische Großwetterlage im Saarland betrachten:

Das sog. Saarstatut, ausgehandelt zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Frankreich, beinhaltete eine Unterstellung des Saarlandes unter einen Kommissar der Westeuropäischen Union (WEU). Dieser sollte das Land nach außen vertreten. Die saarländische Regierung sollte für die inneren Angelegenheiten zuständig sein. Die wirtschaftliche Anbindung an Frankreich sollte erhalten bleiben. Allerdings war auch eine wirtschaftliche Vernetzung mit der Bundesrepublik vorgesehen.

Die Abstimmung über dieses Statut fand am 23. Oktober 1955 statt.

Genau drei Monate vorher entbrannte ein erbitterter Wahlkampf zwischen den Befürwortern des Statuts (Ja-Sager) und Gegnern (Nein-Sager). Es entwickelte sich eine Schlammschlacht mit Verunglimpfungen und Beleidigungen („Der Dicke muss weg.“).

Dieser Abstimmungskampf ging auch mitten durch Familien, Freundeskreise, Vereine, Dörfer und Gemeinden. Er trieb einen Keil zwischen die Saarländer. Diese Feindschaften hielten teilweise noch Jahrzehnte.

 

Die saarländischen Parteien teilten sich auf folgende Lager auf (ohne Splittergruppen):

1. Befürworter des Saarstatuts (Ja-Sager, Separatisten)

- CVP (Christliche Volkspartei), Vorsitzender war Ministerpräsident Johannes Hoffmann (Joho).

- SPS (Sozialdemokratische Partei des Saarlandes), Richard Kirn

2. Gegner (Nein-Sager, Nationalisten, Pro-deutsche Parteien im Heimatbund)

- CDU, Dr. Hubert Ney

- DPS (Demokratische Partei Saar), Dr. Heinrich Schneider

- DSP (Deutsche Sozialdemokratische Partei), Kurt Conrad

 

Ergebnisse der Abstimmung am 23. Oktober

Ja- Sager 32,29%

Nein-Sager 67,71%

Dieses Ergebnis führte noch am Wahlabend zum Rücktritt von Ministerpräsident Johannes Hoffmann und in den Folgejahren zum Beitritt des Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland als 10. Bundesland.

 

Einweihung der Kreuzigungsgruppe am 30. August 1955

Was hat nun die politische Lage im Saarland mit der Einweihung der Kreuzigungsgruppe in Landsweiler zu tun?

Ministerpräsident Johannes Hoffmann (Joho) war ein Cousin unseres damaligen Pastors Adolf Hoffmann. Außerdem war er der Stifter der Kreuzigungsgruppe. Zur feierlichen Einweihung am 30. August erschien er mit seiner Familie.

Mitten im Wahlkampf zum Saarstatut waren durch seine Anwesenheit Streitigkeiten vorprogrammiert.

Lassen wir hierzu den Zeitzeugen Jakob Philippi, Leiter der Volksschule Landsweiler, über den 30. August in der Schulchronik zu Wort kommen:

Die bevorstehende Entscheidung, am 23. Oktober das europäische Saarstatut zu bejahen oder abzulehnen, beherrscht die ganze Dorfgemeinschaft. Es entsteht eine scharfe Kluft zwischen „Ja und Neinsagern“.“ … „Jetzt zeigten sich bereits die genauen Fronten innerhalb der Dorfgemeinschaft. Zu einer zivilen Feier, nach der kirchlichen Einsegnung, versagten Gesang- und Musikverein ihre Mitwirkung. Der Kampf zwischen „Ja und Nein-Sagern“ steigerte sich von Tag zu Tag. Scharfe Trennungen erfolgten. Die Risse gingen durch den Bekannten- und Freundeskreis, ja selbst in den Familien schieden sich die Geister. Der 23. Oktober zeigte folgendes Ergebnis:“ (Landsweiler, verkürzt)

Ja-Sager 31,32 % 264 Stimmen

Nein-Sager 68,68% 579 Stimmen

Nach der Volksbefragung wurde es allmählich wieder ruhiger.“

Diesen äußerst informativen und ausführlichen Text hat Allé Biesel angefertigt, wobei Hermann Josef Schmitt die Namen der abgebildeten Personen beigetragen hat. Die historische Aufnahme wurde von Axel und Maria Weber und die Fotografie des Erntedankaltars von Karsten Jungmann zur Verfügung gestellt wurden. Hierfür sei allen herzlichst gedankt!

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