Erinnerung an die Kriegs- und Nachkriegszeit in Landsweiler

Erster Nachtrag

 

Zweiter Nachtrag

 

 

Luftangriff auf den Bahnhof Landsweiler 1944

 

Vorbemerkungen:

Die folgenden Niederschriften beruhen auf Aussagen von Personen, die diesen Angriff persönlich erlebt haben.

 

Zum Telefon:

Die einzelnen Stationen der Bahnlinie Lebach – Völklingen waren mittels einer durchgängigen Telefonleitung miteinander verbunden. Die einzelnen Telefone wurden mit einer Handkurbel angewählt. Jede Station hatte ein bestimmtes Signal (z.B. Station xy „kurz-kurz-lang“). In jeder Station hörte man das Signal von allen übrigen. So kam es, dass in den einzelnen Stationen laufend das Telefon klingelte, obwohl die Anrufe nicht immer für sie bestimmt waren. Erst wenn das passende Signal kam, nahm der Stationsvorsteher das Gespräch an.

Es ist zu vermuten, dass nicht nur die Bahnhöfe selbst, sondern auch die Dienstwohnungen der Bahnbeamten an dieses Netz angeschlossen waren. Die Züge fuhren damals in großem zeitlichen Abstand (z.B. der „Halbeinszug“ war der „Luisenthalerzug“, der „Viertelvorvierzug“ der „…“. In den Zwischenzeiten war der Bahnbeamte wohl öfters in seiner Privatwohnung.

 

1. Alfons Bauer (17.01.2005, Jahrgang 1937)

Es war ein schöner Sonntagmorgen im Sommer (27. August) 1944. Alfons war, wie so oft, bei seinem Kameraden Hans Werner Weber im Bahnerhaus (Wohnhaus des Bahnbeamten in Landsweiler), wo sie oft im Erkerzimmer Tischtennis spielten. Gegen Mittag verließ Alfons das Haus. Als er vor dem Haus war, hörte er aus einem offenen Fenster das Klingeln des Telefons. Dabei kam ihm Vater Weber, der Bahnbeamter in Landsweiler war, entgegen (vermutlich aus dem Stall; Ziegen …?), der vor sich hin brummte: „Jo jo, ich komm jo schon.“

Als Alfons auf Höhe der Gaststätte „Waldesruh“ (die „Mill“) war, gab es „Vollalarm“ (d.h. dauernder Heulton; hier gehen die Meinungen etwas auseinander, Josef Bauer meint, es wäre „Voralarm“ gewesen.). Er lief nach Hause, wo die Familie anschließend zu Mittag aß.

Gegen 12.30 Uhr gab es eine Unruhe, man hörte Gewehrfeuer und Flugzeugmotoren, die Familienmitglieder liefen in den Keller (ein gewölbter Keller unter dem Stall).

Ein im Bahnhofsbereich stehender, vollbesetzter Zug mit 14 Waggons wurde von amerikanischen Flugzeugen angegriffen, die Leute flohen in Panik in das nahe gelegene Gasthaus. Zwischen einer und drei Personen wurden bei diesem Angriff getötet. Die Piloten schossen blindlings auf die fliehenden Menschen, sodass „kein Stein im Bahnhofsvorgelände ungetroffen blieb“. Einschüsse gab es außerdem im Dach des Bahnhofsgebäudes und im Bahnhofschild. Zufällig wurde auch ein freistehender Wasserhahn (in Bahnhöfen damals üblich) getroffen, sodass das Wasser floss.

Der Angriff erfolgte aus Richtung Süden („von der Kipp“).

 

2. Erwin Schmitt (25.01.2005, Jahrgang 1931)

Auch Erwin befand sich an diesem Sonntag um die Mittagszeit in der Nähe des Bahnhofes bei den Kastanien. Als der Luftangriff begann, rannte er fluchtartig zum Bunker, der in der Nähe seines Elternhauses (Falscheider Straße) steht.

Er glaubt, dass es drei Maschinen waren, die „aus Richtung Tunnel“ (also Süden) angriffen. Ihm ist kein Alarm im Gedächtnis.

 

3. Josef Bauer (23.04.2005, Jahrgang 1930)

Josef Bauer sieht den Angriff auf den Bahnhof in Landsweiler im Zusammenhang mit Rundfunkmeldungen des gleichen Morgens, wonach Angriffe auf militärische Ziele (Waffenstellungen, z.B. V2-Waffe; Munitionszüge) und Verkehrsverbindungen (Brücken, Eisenbahnen) durch einen Jagdverband über Südwestdeutschland erwartet wurden. Gegen 12.30 Uhr sei eine starke Detonation aus Richtung Dillingen zu hören gewesen. Viktor und Oswald Bauer liefen auf den „Budenberg“ und konnten eine Rauchwolke „wie ein Atompilz“ über Dillingen erkennen. Dort war bei einem Luftangriff ein Munitionszug getroffen worden und ist dabei detoniert.

Inzwischen ist der „12-Uhr-40-Zug“, gezogen von zwei Loks, im Bahnhof Landsweiler eingetroffen. Lokführer war u.a. Theodor Staden aus Lebach, vh. mit Anna Hubig, Eltern des in Landsweiler wohnenden Theodor Staden (vh. mit Maria Serf). Im Zug waren etwa 300-400 Menschen, überwiegend Leute aus dem Lazarett Lebach, die entweder entlassen oder auf dem Weg zum Heimaturlaub waren, und Berg- und Hüttenarbeiter auf dem Weg zur Arbeit. Auf den Ruf „Flieger, Flieger“ verließen die Insassen den Zug und versuchten u.a. in den umliegenden Häusern Schutz zu finden. In der Gaststätte fanden ca. 100 Menschen Unterschlupf.

Drei Flugzeuge des Typs „Thunderbolt“ (wörtl. „Donnerblitz“, einsitziges Jagdflugzeug) griffen aus Richtung Süden in ca. 20 m Höhe an, wobei das letzte Flugzeug nicht geschossen hat.

Bei diesem Angriff starben drei Menschen:

1. Alfred Fontaine, 19 Jahre alt, wurde beim Bahnhofsschild getroffen und ins Gasthaus getragen. Er starb dort auf dem Sofa.

2. Einem 24jähriger Unteroffizier mit Namen Schmitt wurde der Kopf abgeschossen.

3. Ein 43jähriger Hüttenarbeiter aus Michelbach wurde in einem Gebüsch tot aufgefunden.

Eine ca. 80jährige volltaube Frau blieb unverletzt, obwohl links und rechts von ihr alles zerschossen wurde.

Die drei Flugzeuge kreisten noch eine Zeit lang über der Hub (oder vorher?). Der Zug stand nach diesem Angriff noch mehrere Tage im Bahnhof.

 

Allé Biesel

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